Bremen: Wer war beteiligt an der Tötung von Laye Condé? - Neue Dokumentation erschienen
Am 7. Januar 2005 wurde Laye Condé auf einem Bremer Polizeirevier bei einer gewaltsamen Brechmittelvergabe durch einen Arzt und zwei Polizisten ertränkt. Nur der Arzt stand deswegen vor Gericht. Zweimal wurde er vom Landgericht Bremen freigesprochen, zweimal wurde der Freispruch vom Bundesgerichtshof kassiert, zuletzt mit der Begründung, der Freispruch sei juristisch gesehen "fast grotesk falsch". Das dritte Verfahren vor dem Bremer Landgericht wurde im November 2013 eingestellt, weil der Angeklagte geltend machte, nicht verhandlungsfähig zu sein.
Die Tötung von Laye Condé war aber weder ein tragischer Unglücksfall noch eine brutale Entgleisung von Einzeltätern. Zwischen 1991 und 2004 wurde die lebensgefährliche Brechmittelpraxis allein in Bremen in über 1.000 Fällen angewandt – zum Teil mit schweren Folgen für die Gesundheit der Betroffenen. Dies war nur möglich durch die bedenkenlose Zusammenarbeit von Justiz, Politik, Medizin und Polizei. Über 13 Jahre hinweg haben die Verantwortlichen das System rassistischer Brechmittelpraxis gegen jeden Widerstand und alle Bedenken durchgesetzt, für richtig befunden oder schweigend geduldet.
2006 stufte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte die zwangsweise Brechmittelvergabe als Verstoß gegen das Folterverbot ein.
Anlässlich des 10. Todestages hat die Initiative in Gedenken an Laye Condé eine 46-seitige Broschüre herausgegeben, in der sie das von ihr im Juni 2014 durchgeführte Hearing auf dem Bremer Marktplatz dokumentiert hat - Titel: »Wer war beteiligt an der Tötung von Laye Condé? Zur Rolle von Politik, Justiz, Polizei und Medizin. Von der Brechmittelfolter zum Racial Profiling«
Inhalt
Vorwort
Initiative in Gedenken an Laye Condé
"Verantwortungsübernahme heißt, sich fragen lassen, wie das geschehen konnte" - Begrüßung und
Einführung ins Thema
Christine Vollmer | Rechtsanwältin
Der sog. Brechmittelprozess und die Revisionsverfahren aus kritischer juristischer Sicht
Danja Schönhöfer und Mathias Brettner | ehemals Antirassismusbüro
Der Beginn der Brechmittelfolter in den 1990ern und die Strafverfolgung gegen ihre Kritiker_innen
Matthias Güldner | MdBB Bündnis '90/Die Grünen
Ghislaine Valter | ehemals Asylgruppe Ostertor
Die politische Debatte über Brechmittelvergabe in Bremen vor und nach dem Tod von Achidi John 2001 in Hamburg, die Rolle des Ärztlichen Beweissicherungsdienstes und ärztliches Handeln im Abschiebeknast
Hans-Joachim Streicher | Facharzt für Allgemeinmedizin
Dr. med. Vera Bergmeyer | Medinetz Bremen
Die medizinische Versorgung von Betroffenen der Brechmittelfolter, die Haltung der Bremer Ärztekammer und der Bundesärztekammer
Gundula Oerter | Initiative in Gedenken an Laye Alama Condé
Die herrschende Drogenpolitik als Hintergrund der Tötung von Laye Condé
Zwei Interviews mit Männern, die von selbst erlebter Brechmittelfolter berichten
»Man fühlt sich nicht wie ein Mensch, man fühlt sich wie der letzte Abschaum«
Appolinaire Apetor Koffi | Student der Rechtswissenschaft
Racial Profiling und die aktuelle Rechtsprechung
Jan Sürig | Fachanwalt für Strafrecht
Rassistische Polizeiübergriffe im heutigen »Beweissicherungsalltag«
Initiative in Gedenken an Laye Condé
Tötung mit Ansage. Ein Resümee
Anhang
"Szenen wie im Folterkeller"- Was in der Nacht geschah, in der Laye Condé getötet wurde
Die Initiative in Gedenken an Laye-Alama Condé schickt die Broschüre gerne gegen eine Spende von 0 bis 3.- € in Briefmarken zu.
Portokosten:
1-3 Broschüren: 1,00 € Porto
4-6 Broschüren: 1,65 € Porto
1 Karton mit 30 Stück: 6,99€ Porto
Bestellungen mit den Briefmarken bitte an:
Initiative in Gedenken an Laye Alama Condé
c/o Flüchtlingsinitiative e.V.
Bernhardstraße 12
28203 Bremen
Wer die Broschüre als pdf zugemailt bekommen möchte, meldet sich bitte unter initiative_layeconde@yahoo.de